Sonntag, 2. Dezember 2007

Schweden - Deutschland 1:0

Dass Computerspiele gesellschaftlich und wissenschaftlich unter unterschiedlichen Vorzeichen betrachtet werden, kann am Beispiel des weltgrössten Computerfestivals "Dreamhack" in Schweden schön aufgezeigt werden. Schweden spielt, Deutschland verteufelt - eine LAN-Party als Lehrstück zum Abbau von Berührungsängsten?

Dieses Wochenende stieg auf dem ELMIA Messegelände in Jönköping (Schweden) eine weitere Ausgabe der Dreamhack - des weltgrössten Computerfestivals und LAN-Party. 10.455 Computer waren vernetzt, 15.000 Besucher zwängten sich in die drei Hallen - ein neuer Weltrekord. Dafür brauchte es auch ein entsprechendes Netzwerk: 92 Terabit/s Kapazität und eine 40Gbit Anbindung ans Internet standen zur Verfügung. Spannender als diese technischen Details scheint jedoch der gesellschaftliche Stellenwert dieses Anlasses, an welchem auch Turniere im "Killerspiel" Counterstrike (Presigeld: 40.000 SEK, also rund 7.000 CHF) ausgetragen wurden.

Interessant ist hierbei, dass die Ministerin für Kommunikation Åsa Torstensson vor Ort war und während der Verkündigung des neuen Weltrekordes meinte "that the participants should continue to play computer games since their knowledge is unique and that all that they know is the 'future'". Während also in Schweden solche Anlässe von Politikerinnen besucht werden, auf der Webseite Fotos von Kindern an der LAN gezeigt werden und generell der Eintritt ohne Altersbeschränkung durchgeführt wird (Deutschland: ab 18), fordert die Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie e.V. (GwG) in Deutschland Eltern auf, keine "Killerspiele" als Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Denn diese "brutalen Computerspiele zerstören Mitgefühl".

Ich empfehle der GwG, einmal nach Schweden zu reisen um einem solchen "Woodstock ohne Schlamm und Drogen" einen Besuch abzustatten. Vielleicht reicht es aber vorerst auch, das Interview mit dem Leiter der Dreamhack oder den Artikel zum Event auf Spiegel.de zu lesen. Unter Umständen ist auch ein Besuch der offiziellen Seite ein Weg, um sich ein differenzierteres Bild vom Hobby des Computerspielenes zu machen.

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